Bandenmäßiger Betrug mit Taubstummen-Masche
Die Spendensammler sind angeblich taubstumm. Die Trickdiebe umarmen oder küssen Sie sogar dankbar nach einer Spende, dabei werden die Geldscheine aus dem Portemonnaie gezogen oder die ganze Geldbörse gestohlen. Ausländische Banden sind auf diesen Trick spezialisiert. Halten Sie körperlichen Abstand zum Spendensammler.
Die Banden arbeiten auch gern mit dem Klemmbrett oder einer Spendenliste. Die Spenderliste , das Klemmbrett dient zur Ablenkung und Abdeckung der Geldbörse. Wie bei Geldwechseltrick und beim Stadtplantrick sind die Diebe/Diebinnen äußerst fingerfertig und der Diebstahl wird oft erst später bemerkt.
Diese Masche wird in letzter Zeit häufiger gemeldet. Dabei ist bekannt, dass die Täterinnen in der Regel arbeitsteilig vorgehen. Die eine spricht das potentielle Opfer an und gibt vor, für einen wohltätigen Zweck (Blinde, Flut- oder Erdbebenopfer, pp.) zu sammeln.
Nachdem das zumeist ältere Opfer die Geldbörse gezogen und geöffnet hat, wird diesem nach Erhalt des Geldes die mitgeführte Unterschriftenliste so über dem Portmonee zur „Unterschrift vorgehalten“, dass das Opfer einen Moment keine Einsicht hat. Dies wird durch eine weitere Täterin genutzt, das in der Börse befindliche Papiergeld zu entwenden. Anschließend entfernen sich die Täterinnen, die nach bisherigen Erkenntnissen aus dem bulgarischen oder rumänischen Raum stammen, schnell aus dem Tatortbereich (Polizeipresse Oldenburg – Stadt / Ammerland v. 01.11.11)
Hier nur ein Fall von vielen
Am Sonntag (24.07.2011) in den frühen Morgenstunden nahmen Beamte der Verkehrspolizeiinspektion Feucht auf der BAB 9 auf Höhe Schwarzenbruck in Fahrtrichtung Berlin drei rumänische Staatsangehörige fest. Sie stehen in dringendem Verdacht, betrügerisch Geld erlangt zu haben.
Gegen 00.30 Uhr führten die Beamten an der Tank- und Rastanlage eine Verkehrskontrolle durch. Die vier kontrollierten Wagen waren mit insgesamt sieben Personen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren besetzt. Den Beamten fielen sofort zwei der überprüften Personen auf, die bereits in der Woche zuvor nach einem versuchten Trickdiebstahl in Erlangen festgenommen worden waren.
Bei der Durchsuchung der Pkw fielen den Beamten mehrfach Schreibkladden auf, in welchen bereits entsprechende spendenwillige Personen eingetragen waren. Außerdem konnten ebenfalls große Bargeldbeträge in mehreren Verstecken aufgefunden und sichergestellt werden.
Nach ersten Ermittlungen der Fahnder der Verkehrspolizeiinspektion Feucht traten die Beteiligten in unterschiedlichen Zusammensetzungen in Städten auf und gaben sich als taubstumm aus oder gaben zu verstehen, dass sie für eine Taubstummeneinrichtung in Deutschland sammeln würden. Aufgrund des vorgefundenen Sachverhaltes liegt der Verdacht nahe, dass die rumänischen Staatsangehörigen im gesamten Bundesgebiet banden- und gewerbsmäßig Spenden sammelten.
Auf Vorhalt räumten die Tatverdächtigen den Sachverhalt ein. Drei Erwachsene im Alter von 18, 23 und 24 Jahren wurden auf Antrag der Staatsanwaltschaft einem Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Nürnberg zur Prüfung der Haftfrage vorgeführt. Gegen den 18-jährigen Beschuldigten wurde Haftbefehl erlassen. Der Mann war bereits in der Woche zuvor in Erlangen unter falschen Personalien wegen eines Trickdiebstahls auffällig geworden. Alle weiteren Beteiligten wurden nach Abschluss der Sachbehandlung entlassen. Sie werden wegen des Verdachts des gewerbs- und bandenmäßigen Betruges zur Anzeige gebracht.
Quelle: Polizeipresse Mittelfranken , news aktuell gmbh v. 25.07.11
Betrüger wollen Bankdaten
Unseriöse Organisationen haben die Mildtätigkeit für sich entdeckt und machen hohen Gewinn, den sie zu einem Großteil in die eigene Tasche stecken. Nur ein geringer Prozentsatz dient dem Sammlungszweck
Die Täter, die zum Teil auch von im Bundesgebeit agierenden Drückerkolonnen und Callcentern aus dem Ausland unterstützt werden, appellieren nicht selten an das Mitgefühl. „In erster Linie geht es ihnen aber darum, Mitglieder für ihren Verein anzuwerben und damit einhergehend an die Bankdaten zu kommen“, sagt Polizeihauptkommissar Joachim Böttger, Leiter der Präventionsstelle bei der Polizeidirektion Itzehoe.
Was dann folge, sei in mehren Strafverfahren bereits nachgewiesen worden: „Sobald die Täter die Daten haben, buchen sie überhöhte oder mehrfach dieselben Mitgliedsbeiträge von ein und demselben Konto ab.“ Nicht immer würden es die Betrogenen merken. Und wer es dennoch registriert und sich beschwert, der bekomme die zuviel abgebuchte Summe mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück. „Da hat sich unsere Buchhaltung versehen, Entschuldigung“, sei ein gängiger Satz in dem Metier, sofern nicht der „Computerfehler“ bemüht werde.
Dass hinter den zuviel abgebuchten Beträgen ein ganzes Netzwerk von Betrügern stecken kann, ist Dirk Kawald bekannt. Der Kriminalhauptkommissar im Kommissariat „Wirtschaftskriminalität“ bei der Bezirkskriminalinspektion Itzehoe (BKI) befasste sich in den Jahren 2004 und 2005 mit der Aufklärung von Straftaten, „die von einer größeren Tätergruppe im Zusammenhang mit dem bundesweiten Werben und Betreiben von Tier- und Kinderschutzvereinen begangen worden sind“. Kawald: „Es wurden eine Reihe von Straftaten – gewerbsmäßiger Betrug, Untreue, Urkundenfälschung Insolvenz- und Steuerdelikte – mit einem Schadensvolumen in zweistelliger Millionenhöhe abgearbeitet.“
Der Haupttäter wurde zu einer fast siebenjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Eingegangen in die Justizgeschichte sei das Ermittlungsverfahren unter der Bezeichnung „Arche 2000“. Kawald weiter: „Noch während der laufenden Ermittlungen wurden von hier verschiedene Verfahren abgetrennt und in die zuständigen Bundesländer – Hamburg, Bremen, Bayern, Hessen, Brandenburg – gesteuert. Einige dieser Verfahren – unter anderem in Hessen – lösten Ermittlungsverfahren aus, deren Umfänglichkeiten das hiesige Verfahren übertrafen.“
Das ehemals der Drückerszene entstammende Milieu hatte sich zur Verstärkung und Beschleunigung seiner Aktivitäten auch der neuen Medien (Internet, Callcenter) bedient und in relativer kurzer Zeit einen großen Personenkreis (cirka 100.000), darunter auch hunderte Juristen und Polizisten, davon überzeugt, den von ihnen beworben Vereinen – „Arche 2000 Welt-Tierhilfe e.V.“, „Arche 2000 Tier- und Umweltschutzverein“ und „SOS Arche 2000“ – beizutreten und mit einer unterschiedlich gestaffelten und individuell gefächerten und teilweise dubiosen Angebotspalette (u. a. weltweite Rückholung per Flugzeug von Tieren im Krankheitsfall) mit einem Mitgliedsbeitrag zu unterstützen.
„Die Konten der Mitglieder wurden dann zwei- bis viermal im Jahr per Lastschriftverfahren mit den jeweiligen Jahresmitgliedsbeiträgen belastet. Im Falle des relativ seltenen Widerspruchs wurde der eingezogene Beitrag mit dem Hinweis auf einen Computerfehler zurückgebucht.“ In 18 Monaten (2003/2004) kam allein dadurch ein Schaden von über zehn Millionen Euro zustande. „Das auf diese Weise ertrogene Geld diente in erster Linie dem luxuriös geführten Lebenswandel der Haupttäter.“
Vereine, die vorgeben, sich um Not leidende Tiere oder kranke Kinder kümmern zu wollen, machen sich seitdem auf den ‚Spendenmarkt‘ breit, treiben dort ihr Unwesen und betrügen hilfsbereite Menschen“, hebt Dirk Kawald hervor und stellt fest: „Nach wie vor wird in deutschen Städten je nach Jahreszeit mit Clowns-, Hasen- oder Weihnachtsmannkostüm zum Beitritt in einen dieser Vereine geworben. Nicht selten sieht man in den Einkaufspassagen Stände von unseriösen ‚Kinder- oder Tierschutzvereinen‘. Vielfach klingeln unaufgefordert Telefone in Deutschland mit dem Ziel, neue Mitglieder zu werben.“ Haben die Betrüger dann die gewünschten Daten von den neuen Mitgliedern erhalten, werden die Informationen nicht selten gebündelt und in ganzen Datensätzen an andere dubiose Personen oder Organisationen weiter verkauft, die ihrerseits illegale Abbuchungen vornehmen.
Doch wie begegnet man dem Treiben der Täter wirksam? Dazu Joachim Böttger: „Mit dem Wegfall des schleswig-holsteinischen Sammlungsgesetzes zum 1. Januar 2009, das unter anderem das Sammeln auf Straßen oder Plätzen regelte, ist der Bürger weit mehr gefordert als in der Vergangenheit. Bis Ende 2008 haben die hiesigen Ordnungsbehörden die Sammlungsträger kontrolliert, haben die Spreu vom Weizen getrennt.
Quelle: news aktuell gmbh v. 25.03.10